Donnerstag, 17. September 2009

Hass

Ich habe Briefkästen immer gehasst. Früher musste ich schon immer weit laufen, auch wenn es nur ein einziger kleiner Brief gewesen war, um ihn in einen der rar gesähten Kästen der Stadt einzuwerfen. Dadurch hatten sich für mich eine Menge Probleme ergeben. Ich schob das Fertigmachen eines Briefes immer mehrere Tage hinaus, ging nur ungern für das Verschicken vor dir Tür und wartete meist darauf, bis irgendein Bekannter von mir vorbeikam, dem ich den Brief in die Hand drücken konnte, damit er ihn auf dem Nachhauseweg zu sich in einen der Kästen einwerfen konnte. Ständig bekam ich Mahnungen oder musste irgendwelche Verträge weiter bezahlen, da ich die Kündigungsfrist auf Grund meines Problems nicht eingehalten hatte. Ähnlich verhielt es sich mit Großeinkäufen. Ich hatte nur selten mal genug zu essen im Haus. Regnete es draußen zusätzlich noch, fühlte ich mich noch mieser und fauler. Aber warum sage ich das überhaupt. Ich hatte mich in meinem Leben immer vor Dingen gedrückt, hatte Angst vor Neuerungen, verließ das Haus ungerne, egal ob ich zur Schule oder zum Zahnarzt musste, suchte mir immer passende Ausreden, log, schrie, warf Stühle um, zerstörte Einrichtung, rannte Treppen hoch und runter, schloss mich im Bad ein, rang nach Luft, schlug um mich, schlug meine Mutter, schlug meinen Vater, riss Kabel aus der Wand, schrie, schrie und schrie. Oft höre ich, dass Kinder halt so sind. Nie hatten mich meine Eltern geschlagen, nie hatten sie mir etwas Böses getan. Innerlich schreie ich immer noch, ich denke oft zurück an solche Momente, und immer krampft mir der Magen zusammen, immer könnte ich schreien, heulen, mich schlagen. Stattdessen fresse und saufe ich in mich rein.


Müde, ratlos, ungekämmt.

Ich denke an gemeinsame Spaziergänge an langen Fjorden, Theaterbesuche, Ausschlafen, Telefonate in der Nacht, Reisen.

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