Exkurs

Montag, 12. April 2010

Exkurs: April

Langsamer Tag - langsame Nacht
Grelles Licht, essen
Satt werden, wieder hungrig werden
Trockenes Brot, wenig Tinte im Stift

Zittrige Hand
Warten auf eine Nachricht von Lou
Ablenkung
Wimper im Auge

Schreie von draußen, wackelnder Tisch
Schwäche für schlechte Filme
Bettdecke ist zu kurz
Träumerei

Massage im Nacken
Kopf fällt zurück
Kuss
Träumerei

Leere Flasche
Fliege im Glas
Bild auf der Wand hat Flecken
Herz-Schritt-Macherin


Mittwoch, 12. August 2009

Exkurs: Ein Arschloch

Ich saß mit einer Kollegin am Küchentisch. Sie regte sich mal wieder über die Einrichtung auf.
„Dieses verfickte Scheißteil in der Ecke geht mir auf den Sack. Diese Ecke dahinten ist überhaupt nicht genutzt. Genau wie dieses verfickte Gewürzregal.“
Ich zündete mir eine an. So schlimm war’s hier nicht. Brauchte mich wenigstens nicht umgewöhnen, wenn ich aus meiner Bude hierher kam.
„Geht dir das hier nicht auf den Piss? Es ist hier alles so versifft!“
„Ne“, antwortete ich.
Sie schaute mich angeekelt an. Aber was soll’s. Ich fuhr irgendwann nach Hause. Ich hatte dort im Kühlschrank noch acht Flaschen Bier liegen. Samstagnachmittag hatte ich sie mir gekauft. Im Getränkemarkt an der Ecke, da wo man gegenüber am Zeitungsladen immer noch diese Telefonkarten bekam, obwohl niemand mehr die Dinger benutze.
Nun denn, ich hatte auf jeden Fall noch acht Flaschen Bier. Ich trank eine. Kurz darauf klingelte es an der Tür. Es war mein Vermieter.
„Mister, zum Teufel, putzen Sie endlich ihre Fenster!“, schrie er mich fast an. „Und Sie sind mit Ihrer Miete im Verzug. Beeilen Sie sich, oder es knallt!“
„Geht klar, mache ich“, sagte ich.
„Was machen Sie?“, brüllte er zurück.
„Ich knalle Ihre Schwester, und danach putze ich die Fenster.“
„Was?“, brüllte er mich an.
„Ach komm Opa, du bekommst deine Kohle schon und früher oder später wird’s regnen, dann werden die Fenster auch wieder sauber“, antwortete ich.
„Wehe…“. Er wedelte mit dem Finger, drehte sich um und ging mit einem roten Kopf die Treppe runter. Ich schloss die Tür. Nun ja, es war wirklich ziemlich warm gewesen in den letzten Wochen. Geregnet hatte es schon lange nicht mehr. Aber ich hatte ein gutes Gefühl. Ich setzte mich an meinen Küchentisch, öffnete eine weitere Flasche Bier und zündete mir eine an.
Danach klingelte das Telefon. Musste einer meiner Nachbarn gewesen sein.
„Sie mieses Arsch haben mir eine Beule in meinen Wagen gefahren!“, fauchte die Stimme.
„Nein, habe ich nicht“, log ich den Kerl an.
„Doch haben Sie. Ich habe noch gesehen, wie Sie sich runter gebückt haben, um sich das Ding anzusehen!“, kam zurück gelogen, denn das hatte ich wirklich nicht. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern.
„Mister, wieso verarschen Sie nicht jemanden anderen. Ich habe zu tun“, log ich erneut.
„Ihnen wird das Lachen noch vergehen. Sitzen da oben die ganze Zeit rum in ihrer Drecksbude, sind jeden Abend betrunken und kümmern sich einen Scheiß um Ihre Mitmenschen!“
Meine Magenkrämpfe hatte er nicht erwähnt. An sonst war das eine sehr detailierte Beschreibung meines Lebens gewesen. Ich wurde ungemütlich.
„Hör zu du Arsch“, sagte ich, „wenn du mich noch einmal wegen deiner scheiß Karre ansprichst, rasier‘ ich deine Eier und schlag sie mir in die Pfanne.“
„Das ist doch…“, sagte er.
„…lecker“, antwortete ich und legte auf.
Schachmatt. Ich legte meine Füße auf den Küchentisch, zündete mir eine Zigarette an und kratzte mich im Schritt.


Müde, ratlos, ungekämmt.

Ich denke an gemeinsame Spaziergänge an langen Fjorden, Theaterbesuche, Ausschlafen, Telefonate in der Nacht, Reisen.

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