Freitag, 31. Juli 2009

Zeit für mich

Vor ein paar Wochen hatte ich eine Frau kennen gelernt. Sie hatte mich umgehauen. Es fühlte sich so an, als sei es das erste Mal gewesen, dass mich eine Frau in solch einem Maße umgehauen hatte. Jetzt waren ein paar Wochen vergangen und es hatte sich mal wieder als jämmerlicher Fusch erwiesen. Es ist doch immer das gleiche. Gestern brennt es einem noch durch und kurze Zeit später findet man selbst Nachbars Katze interessanter. So, wie wenn du gerade mit einem Finger gelangweilt in der Nase hängst, von irgendwo ein Auto kommt, dessen Radio voll aufgedreht ist und ein Song läuft, der dir das Dopamin aus der Nase knallt. Das Auto fährt an deinem Fenster vorbei, irgendwo hin, der Song wird leiser, der Grund für deinen kurzen Kick geht verloren, du fühlst dich wieder beschissen, und auf deinem Finger ist nur noch ein Buckel aus Rotze. Manchmal bleiben Autos auch vor deiner Tür stehen. Doch meistens ist es nur der Postbote oder irgendein Arsch, der irgendwen abholt, und anstatt irgendwelcher Musik hörst du nur den Motor heulen.

Wenigstens hatte ich jetzt endlich mal wieder etwas Zeit für mich. In den letzten Tagen hatte ich einen Haufen Arbeit hinter mich gebracht und konnte mich nun wieder den Dingen widmen, die ich in der letzten Zeit vernachlässigen musste. Es war aber noch viel zu früh, um irgendwas zu machen; gerade einmal Nachmittag. Ich ging erstmal zum Kühlschrank, öffnete ihn und starrte rein. Danach beschloss ich, mich kurz auszuruhen, legte mich auf die Couch und schlief fast zwei Stunden. Ich träumte von irgendwelchem Gebäck in meinem Kühlschrank, welches von Fliegen umkreist und ungenüsslich geworden war. Nachdem ich aufgewacht war, zog es mich wieder zum Kühlschrank. Keine Fliegen, kein Gebäck. Nur ein Glas Oliven, alte Tomaten, zwei Flaschen Bier, Marmelade, Senf. Ich ging zurück zur Couch. Plötzlich klingelte das Telefon. Träge lenkte ich meinen Arm zum Hörer und nahm ab. Verwählt. Danach ging ich zur Toilette. Es kam nicht viel raus. Auf dem Fenstersims lag eine Zeitschrift. Ich blätterte etwas herum, laß eine Story und ging wieder zurück. Auf dem Weg vom Bad machte ich Halt in der Küche, nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und trank sie aus. Danach nahm ich die zweite Flasche und trank sie auch aus.

Den Rest des Tages verbrachte ich in einer Kneipe.


Müde, ratlos, ungekämmt.

Ich denke an gemeinsame Spaziergänge an langen Fjorden, Theaterbesuche, Ausschlafen, Telefonate in der Nacht, Reisen.

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